9 Dec 2025 • 8 Min. Lesezeit
Warum wir Immersive Arts spannend finden: 5 “Neuheiten” für Ticketing

Der Bereich „Immersive Arts“ hat sich sehr schnell entwickelt. Was mit ein paar interaktiven Räumen begann, hat sich zu einem Netzwerk aus hochtechnologischen Veranstaltungen entwickelt, die Architektur, Interaktivität und Storytelling völlig neu kombinieren.
Für uns ist dieses Vertical extrem spannend. Nicht nur, weil das Marktvolumen (5,6 Milliarden Dollar in 2024) beachtlich ist, sondern weil es als ultimativer Härtetest für die Zukunft der Ticketing-Logik fungiert. Es ist ein Bereich, in dem konventionelle Lösungen oft nicht mehr ausreichen und Veranstalter dadurch gezwungen werden, ihre Strategien und Konzepte für Zugangskontrolle und operative Abläufe grundlegend neu zu gestalten.
Jahrzehntelang bedeutete ein Ticket nur eines: Wird man am Einlass reingelassen oder nicht. Ein simples Ja oder Nein.
In der immersiven Welt ist dieses Konzept bereits veraltet. Das Ticket wird zum Startpunkt einer personalisierten Reise, die sich verändert, während sich der Besucher bewegt, interagiert oder Jahre später zurückkehrt. Das erfordert eine Infrastruktur, die flexibel ist, konsequent auf einem API-First-Ansatz basiert und in Echtzeit auf Signale reagieren kann.
Wir zeigen fünf spezifische Verschiebungen, die das Ticketing von einem simplen Kaufbeleg in ein dynamisches, operatives Asset verwandeln.
1. Das „Smart Ticket“, das Künstler langfristig beteiligt
Wir sehen einen klaren Trend: Das Ticket wird zum programmierbaren Digital-Asset, wodurch sich Geschäftsmodelle grundlegend neu ausrichten.
In der traditionellen Kunstwelt endet der Umsatz mit dem ersten Verkauf. In immersiven Formaten können Urheber weit über die erste Transaktion hinaus an der Wertschöpfung teilhaben. Smart Contract Ticketing macht dies möglich (oft unter Nutzung von Blockchain-Technologie). Die Innovation ist hier nicht das Schlagwort „NFT“, sondern die im Asset eingebettete Logik. Diese Tickets können so programmiert werden, dass sie bei jedem Weiterverkauf auf dem Sekundärmarkt automatisch (z. B. 5–10 %) an den ursprünglichen Schöpfer ausschütten.
Für Veranstalter definiert das den Weiterverkauf neu: Statt den Sekundärmarkt zu bekämpfen, wird er zu einem Umsatztreiber. Und für uns als Infrastruktur-Anbieter zeigt es, warum ein integriertes, transparentes Ökosystem entscheidend ist. Es hält die Creator im Spiel und gibt Käufern die Sicherheit einer legitimen Transaktion.
2. Die Konfiguration des Erlebnisses
Immersive Veranstaltungsorte denken außerdem Barrierefreiheit und Personalisierung neu.
Die Idee ist hierbei ganz einfach: Menschen erleben Kunst unterschiedlich. Warum sollte also jedes Ticket, jedes Erlebnis gleich sein?
Besucher können oft schon im Buchungsprozess wählen: „Intensives Erlebnis“, „Reizreduziertes Erlebnis“, „Vertieftes Zuhören“ oder interaktiver Modus. Sie wählen nicht nur einen Zeitslot, sie konfigurieren, wie das Erlebnis auf sie reagieren soll.
Das erfordert einen technischen Aufbau, der diese Attribute reibungslos speichern und kommunizieren kann. Wenn der Besucher eintrifft, muss das System vor Ort exakt wissen, welche Version des Contents ausgespielt werden soll. Das System muss alles in Echtzeit synchronisieren. Ticketing wird hier zu einem adaptiven Zustand, nicht bloß zu einer Produktkategorie.
3. Das Ticket als Arbeitsspeicher
Besonders faszinierend ist die Rolle des Tickets als Identitätsschlüssel.
Bei vielen immersiven Konzepten speichert die Ticket-ID den Fortschritt des Besuchers. Man löst heute ein Rätsel und macht Jahre später an genau dieser Stelle weiter. Das transformiert das gesamte operative Modell.
Das Ticketing-System fungiert hier als „Identity Layer“ der Attraktion. Besucherdaten werden nicht archiviert, sondern bleiben live abrufbar. Ein radikaler Unterschied zum klassischen Museumsbetrieb, wo der Kontakt meist an der Ausgangstür endet.
4. Biometrie: Resonanz statt Überwachung
Ein weiterer Impuls kommt von Künstlerkollektiven, die biometrische Sensoren, (sonst eher aus der Security bekannt), als kreatives Werkzeug nutzen.
Atmung, Herzschlag, Bewegung: Die Installation reagiert in Echtzeit auf den physischen Zustand des Besuchers. Das Erlebnis entsteht erst durch die Interaktion.
Die operative Konsequenz? Das Ticketing-System wird zum initialen „Gatekeeper“ für diese biometrische Erfahrung. Wenn das System hakt, scheitert die Kunst. Ausfallsicherheit (Uptime) ist in diesem Sektor keine technische Floskel, sondern die elementare Basis für das Erlebnis.
5. „Proof of Presence“ als Community-Layer
Auch Loyalität funktioniert in der immersiven Welt anders.
Immer mehr Events belohnen Besucher mit POAPs (Proof of Attendance Protocols). Das sind digitale Abzeichen, die bestätigen, dass man bei einer bestimmten Show oder einem Moment dabei war. Diese Badges liegen in einem virtuellen Wallet und dienen als verifizierbare Historie für Fans.
Diese Historie ermöglicht völlig neue Community-Level: Wer bei den frühen Shows 2020 anwesend war, schaltet 2025 exklusive Vorteile frei. Für Ticketing-Plattformen heißt das: Sie müssen Wallets verstehen, mit externen Protokollen kommunizieren und digitale Präsenz als legitimen Zugangsfaktor behandeln können.
Die operative Realität
Die Realität sieht wie folgt aus: Immersive Venues sind hochkomplex.
Wir sprechen hier von mehreren Räumen, minutiös getakteten Einlässen und dynamischen Kapazitäten, die auf Echtzeitdaten reagieren. Wenn hunderte Besucher pro Stunde durch verschiedene Zonen strömen, muss das operative System Schritt halten. Ticketing ist hier kein passives Verwaltungstool, sondern der Motor der Performance.
Was wir in der Praxis sehen:
- Session-Orchestrierung als Traffic Control: Die Mercer Labs in New York nutzen ihr Ticketing fast wie einen Tower in der Flugverkehrskontrolle. Sie steuern Verweildauern und Besucherströme basierend auf Live-Daten. Sie raten nicht, wie voll es ist, sie wissen es. Dieser Grad an Präzision funktioniert nur, wenn das Ticketing, Teil des operativen Kerns ist.
- Daten als kreativer Input: Das geplante UBS Digital Art Museum in Hamburg setzt darauf, dass Besuchermuster direkten Einfluss auf zukünftige Inhalte haben. Wenn ein Raum länger fesselt, passt sich die Personalplanung und sogar die kreative Ausrichtung an. Daten werden hier zum kreativen Input und landen nicht nur in einer Excel Tabelle.
Warum sich diese Branche für uns wie ein Heimspiel anfühlt
Wenn wir auf die operative Komplexität der Immersive Arts blicken, wundert es uns nicht, dass wir uns zu diesem Bereich hingezogen fühlen. Er validiert exakt, wie und warum wir Software entwickeln. Wir haben vivenu für Veranstalter gebaut, die Ticketing nicht als statische Einlasskontrolle begreifen, sondern als zentralen Baustein des Erlebnisses.
Diese Branche beweist: Wenn man auf Flexibilität, API-First und Datenhoheit setzt, ohne Kompromisse bei der Enterprise-Stabilität einzugehen, löst man nicht nur die Probleme von heute. Man schafft den kreativen Freiraum, um die Zukunft frei zu gestalten.
Abonnieren Sie unseren Newsletter
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an und erhalten Sie unsere aktuellsten Produkt-Updates, Branchentrends und exklusiven Tipps.